Der 14. Juli als Gedenktag der „prise de la bastille“ 1789 im Rahmen der Französischen Revolution wird als eines der wichtigsten Ereignissen der neuzeitlichen europäischen Geschichte, bezeichnet. In dessen Folge wurde die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte ausgerufen. Diese bildet die Grundlage der UN-Menschenrechtscharta und somit der Verfassung in Deutschland und vielen westlichen Demokratien.
Weniger bekannt ist aber, dass dieses Datum eine entscheidende Bedeutung in den Deutsch Kamerunischen Beziehungen darstellt: fast 100 Jahre nachdem die Würde des Menschen als unantastbar deklariert wurde, macht sich Deutschland und die europäische Welt auf den Weg, einen ganzen Kontinent, der um das Vielfache die eigene Größe übertrifft, zu erobern und zu unterwerfen. Durch die deutsche Kolonialmacht wurde am 14. Juli 1884 zum ersten Mal die deutsche Reichsflagge an der Afrikanischen Küste bei Douala gehisst. Dieses Datum markiert somit den Beginn der Unterdrückung und Ausbeutung vieler kulturell sehr unterschiedlichen lokalen Gesellschaften, die willkürlich in einen Staat zusammengefasst wurden, mit dem Namen Kamerun.
Selbst wenn die aktuellen Staatsgrenzen Kameruns nicht mehr genau denen der Deutschen Kolonialzeit entsprechen, so resultiert doch das heutige gesamte Staatsgebiet unmittelbar der Willkür des Deutschen Reiches. Auch über 100 Jahre nach Ende der Deutschen Kolonialzeit in Kamerun, sind die Folgen noch unmittelbar präsent und spürbar. Zahlreiche kulturelle Schätze Kameruns lagern heute noch in Deutschen Museen, die ungleichen Machtverhältnisse der Kolonialzeit halten an.
1973 entstand die Keramik „Vogolan“, ein 330 x 110 cm großes Wandrelief der Osnabrücker Künstlerin Ruth Landmann (1912 – 2008) als künstlerische Antwort auf die siebzehn Stücke des Weihnachtsoratoriums „Oratorio à la croix d‘ébène“, eine 1964 entstandene musikalische Komposition des Kamerunischen Komponisten Pie-Claude Ngumu (1931-1993). Diese künstlerische Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist die Grundlage der Inspiration zur Gründung des Vereins A(fro)TOPOS e.V.
Der Verein A(fro)TOPOS e.V. mit Standorten in Yaoundé und Osnabrück wurde von den Enkelinnen des Ehepaars Landmann und gleichzeitig Töchter von Pie-Claude Ngumu ins Leben gerufen, mit dem Ziel den Fortschritt des Dekolonisierungsprozeßes zu unterstützen und eine Begegnung auf Augenhöhe von Kamerun und Deutschland in seinen Räumen zu ermöglichen.
In Yaoundé und Osnabrück entstehen zwei korrespondierende Kunst und Kulturräume, um neue kulturelle und gesellschaftliche Perspektiven zu entwickeln. Wir beschreiben Orte der Kreativität, der Gastlichkeit, des Austausches und des Lernens. Durch Dekonstruktion der kolonialen Denkmuster und Versöhnung mit dem kulturellen Erbe projizieren wir uns in eine neu gestaltete Zukunft, eine Afro-Europäische Kooperation auf Augenhöhe.
So ist der Raum A(fro)TOPOS Landmann Haus in Osnabrück, der ehemalige Wohn- und Schaffensort des Osnabrücker Künstler Ehepaares Ruth und Theo Landmann der deutsche Partnerraum von A(fro)TOPOS cultural lab. Pie-Claude Ngumu , der ehemalige Lebensort von Ngumu in Yaoundé.
Das gestalterische Werk der Keramikerin Ruth Landmann (1912 – 2008) umfasst großflächige Wandgestaltungen und Objekte auf den Gebieten Baukeramik, Glasmosaik, Emaille sowie die Gestaltung von Glasfenstern. Ihre Arbeiten entstanden für öffentliche Einrichtungen, u.a. für Schulen, Gerichtsgebäude, Kirchen und kirchliche Einrichtungen sowie für private Auftraggeber. Ruth Landmann war bundesweit tätig mit Schwerpunkt im norddeutschen Raum.
Theo Landmann (1903 – 1978) schuf zwischen 1925 und 1978 über 380 Arbeiten. Darunter Bleiglas- und Betonglasfenster sowie Fresken, Sgraffitos und Wandteppiche. Theo M. Landmann war überwiegend im westlichen Niedersachen sowie in Nordrhein-Westfalen tätig, wo er mit bekannten Architekten und Kirchenbauern zusammenarbeitete. Landmann, Meisterschüler bei Johan Thorn Prikker, studierte die Kathedralen in Frankreich, England und Italien. Er war seit 1929 als freier Künstler tätig und nahm 1933 an der Weltausstellung in Chicago teil.
Pie-Claude Ngumu (1931 – 1993) war kamerunischer Komponist, Priester, und Musikethnologe. In den 60er Jahren war er der Vorreiter in der Adaptation des katholischen Gottesdiensts sprachlich, musikalisch und strukturell, so dass dieser dem Glauben und der Lebensweise seiner Gesellschaft entsprach. Des Weiteren arbeitete er an der Erforschung und Erhaltung traditioneller Afrikanischer Musikinstrumente.
Das gestalterische Werk der Keramikerin Ruth Landmann (1912 – 2008) umfasst großflächige Wandgestaltungen und Objekte auf den Gebieten Baukeramik, Glasmosaik, Emaille sowie die Gestaltung von Glasfenstern. Ihre Arbeiten entstanden für öffentliche Einrichtungen, u.a. für Schulen, Gerichtsgebäude, Kirchen und kirchliche Einrichtungen sowie für private Auftraggeber. Ruth Landmann war bundesweit tätig mit Schwerpunkt im norddeutschen Raum.
Theo Landmann (1903 – 1978) schuf zwischen 1925 und 1978 über 380 Arbeiten. Darunter Bleiglas- und Betonglasfenster sowie Fresken, Sgraffitos und Wandteppiche. Theo M. Landmann war überwiegend im westlichen Niedersachen sowie in Nordrhein-Westfalen tätig, wo er mit bekannten Architekten und Kirchenbauern zusammenarbeitete. Landmann, Meisterschüler bei Johan Thorn Prikker, studierte die Kathedralen in Frankreich, England und Italien. Er war seit 1929 als freier Künstler tätig und nahm 1933 an der Weltausstellung in Chicago teil.
Pie-Claude Ngumu (1931 – 1993) war kamerunischer Komponist, Priester, und Musikethnologe. In den 60er Jahren war er der Vorreiter in der Adaptation des katholischen Gottesdiensts sprachlich, musikalisch und strukturell, so dass dieser dem Glauben und der Lebensweise seiner Gesellschaft entsprach. Des Weiteren arbeitete er an der Erforschung und Erhaltung traditioneller Afrikanischer Musikinstrumente.
Ein Ziel des Vereins A(fro)TOPOS e.V. ist, die Arbeiten und Hinterlassenschaften der drei Kulturschaffenden zu erhalten und zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus wollen wir die Werke neu kennenlernen und Neues aus ihnen entstehen lassen. So soll das Landmann Haus ein Ort der Begegnung auf Augenhöhe werden von Menschen unterschiedlicher Kultureller Hintergründe, ganz im Sinne des begonnenen Dialogs zwischen Ruth Landmann und Pie-Claude Ngumu , der sich in dem Werk „Vogolan“ wiederspiegelt.
Als Nachkommen der drei Künstler*innen , aufgewachsen sowohl in als auch zwischen zwei sehr unterschiedlichen Welten liegt uns die Entwicklung und Förderung von neuen dekolonisierten kulturellen und gesellschaftlichen Umgangsformen besonders am Herzen. Wir möchten sowohl den regionalen als auch internationalen Künstleraustausch auf Augenhöhe, insbesondere auch von Menschen abseits der Mehrheitsgesellschaften, fördern. Dabei soll das LandmannHaus Kooperationen mit weiteren Kulturellen Institutionen in Osnabrück und Umgebung eingehen.
A(fro)TOPOS Landmann Haus befindet sich in der niedersächsischen Stadt Osnabrück, und ist der ehemalige Lebens- und Schaffensort des Künstler Ehepaares Ruth und Theo Landmann.
Das Gebäude wurde 1957 erbaut, es wurde im Bauhausstil konzipiert von dem Osnabrücker Architekten Theodor Burlage. »Beinahe sämtliche Kirchenbauten der frühen Schaffensphase des Architekten Burlage weisen im Hinblick auf die künstlerische Ausgestaltung eine enge Zusammenarbeit mit dem … Künstler und Glasmaler Theo M. Landmann auf« (Becker-Chouati, Sakralbauten zwischen Tradition und Moderne , 2022). Das Netzwerk der beiden Osnabrücker Kunstschaffenden reichte ab Ende der 1920er-Jahre über Osnabrück, Köln, Stuttgart und Rom bis nach Chicago. Dort fand 1933 die Weltausstellung statt, wo Landmann und Burlage zusammen mit anderen deutschen Künstlern und Architekten beider christlicher Konfessionen in der „Hall of Religion“ ausstellten.
Im Zentrum des Gebäudes steht das acht Meter hohe , über zwei Stockwerke bis in den Giebel reichende Atelier, wo das Künstler Ehepaar u.a. im Originalmaßstab die Skizzen und Schablonen für ihre teils über fünf Meter hohen Bleiglasfenster erstellten. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass die gesamten Keramik Wandfliesen in Küche und Nass Bereichen von Familie Landmann in Handarbeit gestaltet wurden. Insgesamt ist die Raumaufteilung sehr atypisch mit verwinkelten eher kleinen Zimmern. Im Dachgeschoß befindet sich eine unabhängige 2 ½ Zimmer Wohnung.
Die Südhälfte des Hauses wurde vom eng befreundeten Geschwisterpaar Antonia und Maria Höcker bis zum Tode der Letzten 2018 bewohnt.
A(fro)TOPOS Landmann Haus steht für einen freien Ort der künstlerischen Kreation und des kreativen Schaffens. Durch intensiven Austausch und kritischer Auseinandersetzung mit den Gesellschaftlichen Strukturen projizieren wir uns in eine neu gestaltete Zukunft. Der Fantasie wird keine Grenzen gesetzt, das Undenkbare kann visualisiert, komponiert werden, losgelöst von den in der Vergangenheit gesetzten Grenzen und von hegemonialen Normen. Hier werden alle bis jetzt erlebten Einflüsse verarbeitet, analysiert und neu angeordnet um eine neue nachhaltige Vision der Gesellschaft zu erschaffen, in Antwort auf die sozialen, geopolitischen Herausforderungen und den globalen Klimawandel.
Im Zentrum stehen die Dekonstruktion der kolonialen Denkstrukturen durch eine Begegnung auf Augenhöhe im nationalen und internationalen künstlerischen Kontext.
A(fro)TOPOS Landmann Haus ist ein safe space der den Prozess unterstützen soll, die noch tief sitzenden Wunden der Kolonialisierung und jeglicher Form der Diskriminierung zu heilen. Ein neu gestaltetes positives Selbstbild soll gefördert werden, um die seelische Verletzung, die bis heute noch von Generation zu Generation weitergegeben, wird zu lindern.
A(fro)TOPOS Landmann Haus ist ein Ort der Gastlichkeit und des Friedens, die alle willkommen heißt, die sich mit seiner Vision identifizieren, unabhängig von physischen Merkmalen, Herkunft, Religion, Genderzugehörigkeit oder sexuellen Orientierung.
A(fro)TOPOS Landmann Haus ist ein Ort des Lernens. Hier wird sowohl miteinander als auch voneinander gelernt. Die schulische Hierarchie soll durch gegenseitigen respektvollen Umgang, Wertschätzung und Zuhören ersetzt werden. So kann jede individuelle Erfahrung zur Bereicherung der Allgemeinheit dienen.
A(fro)TOPOS Landmann Haus ist ein Ort des Empowerments, der Begegnung und der gegenseitigen Wertschätzung. Ein Ziel ist es, auch Menschen abseits der Mehrheitsgesellschaft einen gleichberechtigten Raum für kreatives Schaffen zu bieten, insbesondere Angehörige afrikanischer und afrodiasporischer communitys.
A(fro)TOPOS Landmann Haus möchte durch kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Gesellschaftlichen Themen, die fortwährende kolonialen Machtstrukturen und ungleiche Verteilung der Privilegien in der Weltgemeinschaft anzeigen.
A(fro)TOPOS Landmann möchte einen Beitrag leisten, um eine Begegnung auf Augenhöhe von Künstler*innen vom globalen Norden und globalen Süden zu ermöglichen. Und dadurch die Entwicklung einer dynamischen zukunftsorientierten Kunst und Kulturszene zu fördern, die mit eigener Stimme zu einer gleichberechtigten, gerechten und nachhaltigen Vision der Weltgemeinschaft beiträgt.
Im Rahmen von Künstlerresidenzen soll die Zusammenarbeit und der Austausch von Akteur*innen unterschiedlichen Backgrounds und Kunstsparten gefördert werden. Zielgruppen sind sowohl lokale Kunstschaffende aus dem Raum Osnabrück, als auch überregionale und internationale Künstler*innen. Durch Kooperation mit weiteren Osnabrücker Kulturinitiativen und -institutionen soll dadurch eine Größere Visibilität für Menschen, die bis dahin nur einen eingeschränkten Zugang zu den Kulturinstitutionen haben, erreicht werden.
Zusammenarbeit, Austausch und Förderung des Partnerstandortes A(fro)TOPOS cultural lab Pie-Claude Ngumu in Yaoundé, steht ebenfalls im Mittelpunkt, um einen Dialog zu etablieren.
Die Erbengemeinschaft des Landmann/Höcker Hauses stellt dieses dem gemeinnützigen Verein A(fro)TOPOS e.V. zu Verfügung.
Die Räumlichkeiten sollen u.a. für folgende Projekte dienen:
internationalen Künstleraustausch insbesondere mit A(fro)TOPOS cultural lab. PCN
Residenzen / Arbeitsaufenthalten sowohl von Einzelkünstler als auch von Künstler Kollektiven, auch in Kooperation mit Partnerinstitutionen
Erschwingliche Unterkunft für Künstler*innen, die Projekte in weiteren kulturellen Institutionen in Osnabrück verfolgen
Veranstaltungen wie Arbeitsmeetings, Ateliers, Informationsveranstaltungen
Temporäre Nutzung der Atelierräume für Projekte von Einzelkünstler*innen oder Künstlerkollektive aus dem Raum Osnabrück
Organisation von überörtlichen Events in Zusammenarbeit mit anderen Kunstinitiativen
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